Sally

Mein Traum: Mein erster eigener Hund!
Durch Einblicke in die Arbeit der Polizeihundestaffel waren meine Ansprüche sehr hoch.
Mit sehr viel Druck und Zwang wollte ich Sally zu dem perfekten Hund ausbilden und habe vollkommen versagt.

Sally entwickelte Aggressionen gegenüber Artgenossen und Menschen. Ich wusste nie, wann sie explodiert.
Im Gegenzug war sie mir gegenüber immer liebevoll, ja gar unterwürfig und ergeben. Sie geriet leicht in Stress und konnte dann gar nicht mehr auf mich reagieren.
Trainer, bei denen ich Hilfe gesucht hatte, legten dies als Dominanz aus. So bekam ich ein straffes Programm aus den klassischen starren Regeln der Dominanz-Theorie-Verfechter. Geholfen hat es uns nichts. Sie stand zwar wie eine Maschine im Gehorsam und über Zwang konnte ich sie die meiste Zeit kontrollieren, aber wehe ich war mal einen Moment unbedacht.
Da gab es immer wieder Situationen in denen sie ausrastete. Es ist wirklich nicht schön, einen tobenden, knurrenden Hund im Hausflur von den Nachbarn zurück zu halten.

Kurz:
Ich weiß nicht mehr, wie viele Nächte ich wegen Sally durchgeheult habe. Nach einem Jahr und vielen Unterrichtsstunden war mir dann auch klar, dass diese Hundeschule uns nicht helfen konnte.

Die Wende kam, als ich endlich begann, selbst zu denken.
Als ich selbst anfing zu lesen und mich in das Thema Hundeverhalten zu vertiefen. Das Buch "Hundepsychologie" von Frau Dr. Feddersen Petersen ließ mir einiges wie Schuppen von den Augen fallen und brachte den Stein ins Rollen. Es folgten viele Bücher über Aggressionen bei Hunden, Clickertraining, Verhaltenstherapie, Tricktraining. Einfach alles rund um das Thema Hund habe ich verschlungen, hinterfragt und was ich für uns passend hielt, setzte ich konsequent um.

Es passierte das Wunder:
Ich lernte meinen Hund einzuschätzen, ihr Sicherheit zu geben und sie fing an sich zu ändern.
Ich konnte mit ihr durch das Treppenhaus gehen und Leute konnten sie dort im Vorbeigehen streifen, ohne das sie auch nur gebrummt hat.

Sie fing an sich zu beherrschen, auch wenn ihr Artgenossen nicht sympatisch waren. Das gesamte Zusammenleben entspannte sich immer mehr. Nicht zuletzt auch durch eine gute Trainerin, die ich bald darauf fand und die uns weiter auf den Weg half, ein Team zu werden.

sally

Leider verstarb Sally Ostern 2006 mit 2,5 Jahren an einem Fieberschub mit Krämpfen als Folge einer Immunschwäche, deren Ursache wir nie ergründen konnten.

Sie war mir eine großartige Lehrmeisterin, ich werde sie immer in meinem Herzen tragen und mir wünschen, sie könnte heute noch an meiner Seite sein.
Durch sie bin ich nun quasi süchtig nach Wissen rund um den Hund und nutze jede Möglichkeit mich weiter zu bilden. Über die stetige Teilnahme an Seminaren und Vorträgen verschiedenster Referenten und den ständigen Dialog mit fachkompetenten Trainern ist es mir möglich stets auf dem neuesten Wissens-Stand zu sein, ohne jeder Mode blind hinterher zu rennen.